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AutorenbildStephan Paul Stuemer

Flusserlebnis Isar – der Name ist Programm!

Ein Beitrag von Staatsministerin Ulrike Scharf

Kaum ein Fluss ist so eng mit der bayerischen Geschichte verbunden wie die Isar: Sie ist und bleibt der Fluss der Bayern. Seit jeher galt sie als reißend, wild und gefährlich. Kein Wunder, konnten doch ihre Hochwässer schnell und unerwartet Zerstörung und Leid über die Bevölkerung bringen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Teile der Isar daher vor allem zum Schutz vor Hochwasser, aber auch zur Land- und Energiegewinnung befestigt, begradigt, eingedämmt und letztlich in eine Kette von Stauseen gezwängt. Eine Entwicklung, die der Mensch damals als Ausdruck besonderer Modernität begriff.

Heutzutage dagegen schätzt man natürliche Gewässerlandschaften. Uferwege und Auwäl-der bieten dem Menschen Erholung und Freizeitmöglichkeiten. Dem entspricht auch ein neues Verhältnis zur Isar: Nach jahrelangen Bemühungen zeigt sich die „Reißende“ heute an der Oberen und Mittleren Isar und durch den Isar-Plan auch in München vielfach renaturiert und durchgängig gestaltet. Bis 2021 soll die Isar vom Sylvensteinspeicher bis zur Mündung bei Deggendorf für Fische wieder durchwanderbar werden.

Auch die Wasserqualität verbesserte sich in den letzten Jahren entscheidend. Ab 2000 wurden zwölf Kläranlagen an Isar und Würm mit UV (ultraviolett) -Desinfektionsstufen nachgerüstet, um in der Badesaison Bakterien und Viren im Ablauf der Kläranlagen weitgehend zu eliminieren. Der Freistaat hatte damals die Nachrüstung mit rund 9 Millionen Euro an Zu-wendungen unterstützt. Die Investitionskosten lagen bei rund 18 Millionen Euro. Das Ergebnis ist eine Isar, die nach der Badegewässerverordnung gute bis ausgezeichnete Badege-wässerqualitäten erzielt und im Sommer tausende Badegäste an die Isar zieht. Die Initiative, Badegewässerqualität in einem Fluss zu erreichen, der durch eine Millionenstadt fließt und von der insbesondere auch alle Unterlieger profitieren, ist einmalig und fand große Resonanz in ganz Europa. Andere Großstädte in Deutschland prüfen derzeit ähnliche Projekte. Die Kläranlagenbetreiber haben sich inzwischen zum Weiterbetrieb der UV-Stufen bis 2030 ver-pflichtet. Der Freistaat Bayern beteiligt sich an den Betriebskosten mit weiteren 2,1 Millionen Euro insgesamt. Eine gemeinsame Vereinbarung dazu habe ich mit den Betreibern am 2. August 2016 unterzeichnet.

Trotz dieser schönen Ergebnisse: Frei fließen kann die Isar heute im Unterlauf nur noch un-mittelbar unterhalb der Staustufen. Die in diesen Flussabschnitten früher so typischen Kiesufer und -inseln, Nebenarme, dynamischen Uferanbrüche und Auegewässer sind weitge-hend verschwunden, viele charakteristische Tier- und Pflanzenarten sind selten geworden. Die gute Nachricht dazu lautet: Das soll sich ändern. Mit dem von der EU geförderten LIFE-Natur-Projekt wird das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, vertreten durch die Regierung von Niederbayern als höhere Naturschutzbehörde und das Wasserwirtschaftsamt Landshut, zusammen mit zahlreichen Partnern und Unterstützern aus der Region die Isar wieder naturnäher gestalten. Mit einem Gesamtbudget von ca. 6,4 Millionen Euro handelt es sich um das bislang größte LIFE-Natur-Projekt in Bayern. Der Bayerische Naturschutzfonds, der Landkreis Dingolfing-Landau sowie die Städte Dingolfing und Landau a.d. Isar haben das Projekt anteilig mitfinanziert.

Die Maßnahmenschwerpunkte befinden sich im Unteren Isartal zwischen Loiching und Ettling auf einer Gesamtfläche von ca. 600 Hektar. Hauptziel ist es, den Fluss und seine Auen mit ihren charakteristischen Pflanzen- und Tierarten entscheidend zu verbessern. Gleichzeitig soll aber auch der Erlebnis- und Erholungswert der Flusslandschaft gesteigert werden:

Die Maßnahmen reichen von der Verbesserung der Gewässerstruktur, über die Neuschaffung und ökologische Verbesserung der Auegewässer, die Ausdehnung und Optimierung der Auwälder bis hin zur Optimierung magerer Offenlandstandorte in der Aue und gezielte ergänzende Artenschutzmaßnahmen.

In die Umsetzung werden die beteiligten Gemeinden, Fachstellen und -behörden, Verbände und Vereine rechtzeitig und intensiv einbezogen.

Schließlich soll das Projekt durch breit angelegte Medien- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet und so in der Region bekannt gemacht werden. Dafür sind zahlreiche Bau- und Infotafeln, Informationsbroschüren, Film- und Fotomaterialien und ein Naturlehrpfad geplant. Außerdem sollen mehrere Infoveranstaltungen und „Events“ (z. B. Rad- und Bootsfahrten) zur Natur an der Unteren Isar und dem LIFE-Natur-Projekt stattfinden. Wer sich näher informieren möchte, kann das auch auf der Webseite www.flusserlebnis-isar.de, beim Wasserwirtschaftsamt Landshut tun.

“and the winner is….” Die Maßnahmen werden in erster Linie die Isar selbst und ihre Auen als Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten ökologisch aufwerten. Aber auch die Bevölkerung wird profitieren: Die Flusslandschaft wird attraktiver, der Fluss wieder frei zugänglich und somit umfas-send erlebbar. Ein doppelter Gewinn also – für Mensch und Natur.

Ulrike Scharf, MdL Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz

(Foto und Bildrechte: StMUV/Astrid Schmidhuber)

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