Liebe Familie Hatzl, Sie bauen Bio-Kartoffeln im Landkreis Fürstenfeldbruck an. Welche Arbeiten stehen aktuell bei Ihnen an. Haben Sie schon fertig gepflanzt?
Die Frühkartoffeln haben wir am 22. Februar gepflanzt. Diese haben jetzt Reihenschluss. Das bedeutet, die Blätter haben den ganzen Boden bedeckt. Die Frühkartoffeln, die anfangs noch mit einem Fließ abgedeckt werden müssen, werden schon Mitte Juni geerntet. Die späten Kartoffelsorten haben wir im April gepflanzt. Daher stehen gerade viele verschiedene Arbeiten auf dem Feld an: die Dämme werden gehäufelt und je nach Bodenart wird gegen die Unkrautbildung gehackt oder gestriegelt. Schwerere Böden werden nach dem Kartoffellegen auch noch gefräst, damit der Boden aufgelockert wird. Die Frühkartoffeln mussten wir wegen der langen Trockenheit im April auch schon einmal beregnen. In der Jugendentwicklung der Kartoffel ist wenig Regen zwar gut, da die Pflanze dann tiefer wurzelt, aber gar kein Regen ist natürlich auch nichts.
Was macht ihre Kartoffeln so besonders? Welche Sorten bevorzugen Sie?
Wir sind sehr neugierig, darum bauen wir rund 25 verschiedene Sorten an. Gerne probieren wir auch neue Sorten aus. Jede Sorte regiert auf einen anderen Boden unterschiedlich. Wir bewirtschaften Flächen mit den verschiedensten Böden: von anmoorigen Moosböden über sandige Böden, bis hin zu Lehmböden im tertiären Hügelland. Eine meiner Lieblingssorten ist die Allians (Französisch: Alliance). Das ist eine festkochende, tiefgelbe Sorte, die mich sowohl im Anbau als auch im Geschmack überzeugt hat. Die Laura, eine rotschalige, gelbfleischige, vorwiegend festkochende Sorte mag ich auch sehr. Überhaupt bauen wir nur an, was uns auch wirklich schmeckt. Wir essen schon 5x die Woche Kartoffeln in all ihren Varianten.
Ihre Motivation für den Ökolandbau? Welche Ziele setzen Sie sich zudem selbst?
Ich habe damals ganz normal Landwirt gelernt und den elterlichen konventionellen Betrieb übernommen. Irgendwann habe ich mitten unter dem Spritzen auf dem Schlepper beschlossen, dass das so nicht mehr weiter gehen kann. Von Jahr zu Jahr wurde das gefühlt mehr. Dann habe ich allerdings noch 2 Jahre gebraucht, um meine ideologische Vorstellung mit einer wirtschaftlich sinnvollen Umstrukturierung des Betrieb zu verknüpfen. 1998 haben wir dann auf Bio umgestellt und sind zum Verband Bioland gegangen. Ich selbst setze mir über die Öko-Richtlinien hinaus das Ziel, dass wir ausschließlich pflanzlichen Bio-Dünger auf unsere Felder fahren. Außerdem ist das Thema CO²-Bindung in Form von Humus-Aufbau für mich persönlich sehr wichtig.
Für den Vertrieb nutzen sie UNSER LAND. Welche Möglichkeiten bietet Ihnen dieses Netzwerk und welche sehen Sie für ihre Zukunft noch?
Der Vorteil der Zusammenarbeit mit UNSER LAND ist, dass wir uns die Aufgabengebiete aufteilen: unser Betrieb kümmert sich um das Bereitstellen von qualitativ hochwertigen Kartoffeln für den Endverbraucher vom Anbau bis zum Abpacken. UNSER LAND kümmert sich um das Marketing, den Vertrieb und das Drumrum. Außerdem sind wir insgesamt im Netzwerk etwa 30 Kartoffelerzeuger, die unseren Packbetrieb beliefern. Auch in Zukunft können wir so gemeinsam den Markt optimal mit einer großen Sortenvielfalt bedienen. Außerdem haben wir auf dem Hatzlhof noch unseren kleinen Kartoffel-Hofladen ganzjährig geöffnet. Hier verkaufen wir natürlich keine großen Mengen, aber es ist für uns das Ohr am Verbraucher. Wir bekommen Feedback über Geschmack neuer Sorten oder die Qualität. Das ist uns sehr wichtig.
Wie viele Kartoffel ernten Sie im Jahr? Was wird maschinell be- und verarbeitet und wo haben Sie Handarbeit im Betrieb?
Im Schnitt ernten wir 20 – 25 Tonnen von einem Hektar, wo bei das je nach Sorte, Boden und Wetter stark schwanken kann. Insgesamt bauen wir jedes Jahr circa 80 Hektar Kartoffeln an. Handarbeit ist vor allem das Vorbereiten für die Frühkartoffeln und das Abdecken mit Fließ. Auch das Sortieren bei der Ernte auf der Rode-Maschine ist Handarbeit, genau wie das Vorkeimen der Pflanzkartoffeln, das Nachsortieren in der Halle und teilweise das Abpacken. Die Bearbeitung der Felder geht eigentlich heutzutage fast komplett maschinell.
Befürchten Sie als Landwirt wirtschaftliche Auswirkungen durch die Coronakrise? Wo nimmt der Virus Einfluss auf ihr Leben? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?
In den letzten Wochen habe ich von Corona tatsächlich mehr aus den Medien mitbekommen, als aus meinem Leben, weil ich nur zwischen Betrieb und Acker unterwegs war. Aber natürlich haben wir auch Maßnahmen ergriffen: Wir haben alle Mitarbeiter in 2 Arbeitsgruppen aufgeteilt und so wenig Externe wie möglich kommen auf dem Betrieb. Die meisten Mitarbeiter wohnen ohnehin hier auf dem Hof. Wirtschaftlich gesehen hatten wir insgesamt mehr Absatz, aber es gab auch eine Verschiebung: Die Gastro-Betriebe für die Außer-Haus-Verpflegung sind weggefallen und die Ware für den Endkunden wurde vermehrt nachgefragt. Es gab also zeitweise unglaublich viel Arbeit in der Abpackung und die große Gastro-Sortierung ist hingegen übrig geblieben.
Welchen Kartoffel-Tipp haben Sie für die Gartenliebhaberin?
Gartenliebhaber, die das ganze zur Gaudi und Freude machen empfehle ich: Mut zur Vielfalt! Also auch zu alten oder bunten Sorten. Wer wirklich am Ertrag interessiert ist, dem empfehle ich die Sorte Allians. Das ist eine widerstandsfähige, relativ pilzresistente, festkochende Sorte. Sie kommt auch gut mit weniger Nährstoffen zurecht. Allerdings mag sie auch der Kartoffelkäfer, der Drahtwurm und die Schnecken sehr gern. Eine andere festkochende Sorte, die ich empfehlen kann, ist die Nicola. Als vorwiegend festkochend empfehle ich die Sorten Laura und Agria, als mehligkochende die Gunda, eine eher frühe Sorte.
Interview von Theresa Boisson und Stephan Paul Stuemer. Fotos: UNSER LAND
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