Hallo Herr Staffler, Sie sind Elektromeister und betreiben im Nebenerwerb eine ökologische Landwirtschaft mit Zuckerrübenanbau. Warum Zuckerrüben?
Genau, für einen Vollerwerbsbetrieb sind wir zu klein und so müssen wir keine Flächen zu pachten. Zuckerrüben hatten wir früher schon, als wir noch ein konventioneller Betrieb waren. 2005 haben wir auf Bio umgestellt, aber da gab es keinen Markt für Bio-Zuckerrüben in Bayern. Dieses Projekt wurde von UNSER LAND ins Leben gerufen. 2014 haben wir dann das erste Mal Bio-Rüben angebaut. Anfangs waren es 1,7 Hektar, mittlerweile sind es 6 – 8 Hektar im Jahr. Das ist zeitweise schon viel Arbeit aber ich mache das mit Herzblut! Sonst würde ich mich nicht nach der Arbeit noch für ein paar Stunden auf den Bulldog setzen.
Was bietet Ihnen UNSER LAND für Vorteile?
Anfangs war UNSER LAND der einzige Abnehmer. Es wird alles aus einer Hand organisiert. Außerdem werden langjährige Anbau-Verträge abgeschlossen, so dass ich über einige Jahre planen kann. Das Ziel ist eine langjährige Zusammenarbeit mit Preisen, die langfristig für jeden funktionieren. Nach dem Motto: Leben & leben lassen!
Was müssen Sie bezüglich der Fruchtfolge im Ökolandbau beachten? Welche Kulturen sähen Sie in der Regel im Frühjahr, welche im Herbst?
Ausgelegt ist die Fruchtfolge auf die Zuckerrübe, die ich auf einer Fläche alle fünf Jahre im Frühjahr aussähen kann. Die direkte Vorfrucht zur Zuckerrübe ist meistens ein Wintergetreide oder Kleegras, das zur Stickstoffbindung im Boden und zur Verbesserung der Bodenstruktur beiträgt. Das abgemähte Kleegras wird in einer mit nachwachsenden Rohstoffen betriebenen Biogasanlage verwertet. Außerdem bauen wir seit 2014 auch Futtersoja und seit 2017 Speisesoja für einen regionalen Verarbeiter in München an. Zudem bauen wir Winterweizen und Winterdinkel an, die werden im Herbst gesät. So oft es geht, werden Zwischenfrüchte angebaut, um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern und die Erosion zu vermindern.
Welche Auswirkungen hat die derzeitige Pandemie auf den Anbau und die Ernte der Pflanzen? Sind Sie auf Saisonarbeiter / Erntehelfer angewiesen?
An sich läuft alles, da die Landwirtschaft systemrelevant ist. Das einzige Problem sind derzeit die Saisonarbeitskräfte, die wir Ende April / Anfang Mai auf den Rübenflächen brauchen. Daher habe ich ein Inserat im Saisonkräfte-Portal aufgegeben. Nach einer Woche hatte ich Anfragen in Form von 15 Telefonaten, 25 Mails und fünf andere Vermittlungs-Portale, die mir Arbeiter vermitteln wollten. Vom freiberuflichen Ingenieur bis zum arbeitslos gewordenen Gastronom waren die Anfragen bunt gemischt. Ich warte jetzt noch ein bisschen ab, ob die sechs Rumäninnen, die die letzten Jahren bei uns waren, doch kommen dürfen. Sie kennen sich aus, sind erfahren und ich weiß, dass es gut funktioniert.
Wie sehen Sie die Zukunft im Bio-Anbau generell für die Landwirte? Welche Wünsche haben Sie?
Momentan ist der Absatz der Bio-Erzeugnisse gut. Der Verbraucher fordert in Umfragen Bio & Tierwohl, allerdings ist die Entscheidung an der Ladentheke leider doch häufig eine andere. Mein Wunsch wäre, dass sich das auf Dauer ändert. Von der Politik wünsche ich mir, dass die regionalen Erzeugnisse mehr gefördert werden gegenüber den Bio-Produkten aus dem EU-Ausland.
Interview von Theresa Boisson und Stephan Paul Stuemer. Fotos: UNSER LAND
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