Grüß Gott Herr Ostermeier, Sie sind Milchbauer und produzieren ungefähr 350 Liter Milch pro Tag mit ihren 22 Kühen. Seit 1996 sind Sie biozertifiziert. Wie lange gibt es den Hof, seit wann führen Sie ihn? Was macht ihren Betrieb für Sie und ihre Familie so besonders?
Den Hof hier oben auf dem Berg in seiner wunderbaren Alleinlage gibt es schon seit 1670. Wir bewirtschaften ihn seit 35 Jahren als Familienbetrieb. Die Weiden sind direkt angrenzend, so dass wir alle Kühe auf die Weiden treiben können. 2015 haben wir einen neuen Laufstall für unsere 22 Kühe gebaut. Da haben sie auch im Winter einen Laufhof und können ins Freie. Aber die Weide gehört für uns einfach dazu, das macht es für mich erst wirklich biologisch. In 2 Wochen, wenn das Gras noch etwas höher ist, geht´s endlich wieder raus.
Regionalität und Biowirtschaft ist Ihnen sehr wichtig. Warum UNSER LAND?
Für uns ist Regionalität wichtig und man kann sagen beinahe selbstverständlich. Die Kühe bekommen nur Futter von den eigenen Flächen. Nur eine Hand voll Kraftfutter bekommen die Rinder als Lockmittel und zur Belohnung im Melkstand, das kaufen wir zu. Der Kontakt zu UNSER LAND kam damals meine ich über unsere Genossenschaftsmolkerei. Das Konzept hat uns gleich gefallen. Je regionaler desto besser. Ich würde ja gleich hier in Miesbach eine Molkerei bauen, wenn ich das nötige Kleingeld hätte.
Hat sich seit der Verschärfung der Coronapandemie an ihrem Tagesablauf etwas geändert? Wo müssen Sie sich und ihre Familie einschränken? Gibt es Auswirkungen auf ihre Tiere oder die Arbeit mit ihnen?
Für die Abläufe im Betrieb ändert sich nichts. Nur das Einkaufen schränken wir ein, wie alle anderen eben auch. Und man kann halt nicht herumfahren. Aber solange unsere Milch abgeholt wird, haben wir eigentlich kein Problem. Wir sind nicht auf Erntehelfer angewiesen und unsere Wiesen können wir ja genauso bewirtschaften. Da ist man ja ohnehin allein. Wir können uns wirklich glücklich schätzen.
Der COVID-19 ist nach einigen Erkenntnissen von einem Tier, genauer gesagt von einer Fledermaus, auf den Menschen übertragen worden. Kann dies aus ihrer Sicht auch andersherum geschehen? Haben Sie Angst um ihr Vieh?
Nein, um unser Vieh mach ich mir keine Sorgen. Die haben nach wie vor sämtliche Freiheiten und sind sehr robust! Außerdem haben wir hier heroben nicht viel Kontakt zu anderen.
Ist das Hofsterben im Bezug zur biologischen Landwirtschaft ein Thema für Sie?
Wenn kleine Betriebe aufhören müssen, ist das glaube ich ganz egal ob bio oder konventionell. Man schreibt heute seinen Kindern ja nicht mehr vor, dass sie den Betrieb übernehmen müssen. Und wenn Sie einen Beruf lernen, normal in die Arbeit gehen und am Wochenende frei haben wollen, kann man das ja auch verstehen. Bei uns übernimmt unsere Tochter den Hof, zumindest wenn sie in ein paar Jahren damit noch Geld erwirtschaften kann. Hoffentlich werden regionale Produkte weiterhin noch mehr geschätzt. Aber so wie ich das sehe, sind die jungen Leute heutzutage da nicht so unvernünftig. Es wird wieder mehr darauf geachtet, woher die Lebensmittel kommen und dass das Schlachtvieh nicht sonst wohin gekarrt wird, sondern dass die Wege wieder kürzer werden. Das hilft uns allen, und besonders dem Vieh.
Ihr Lieblingsplatz am Irschenberg? Ihr Wunsch für die Zukunft?
Mein Lieblingsplatz ist hier bei uns am Hof, das ist ganz klar. Mein Wunsch? Gesundheit – das ist doch das wichtigste! Und dann sehen wir weiter. Weiter gehen tut´s immer.
Interview von Theresa Boisson und Stephan Paul Stuemer. Fotos: UNSER LAND
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